Wo es kreucht und fleucht – Vielfalt auf der Streuwiese

Streuwiesen gehören zu den artenreichsten Lebensräumen Mitteleuropas. Sie benötigen einen feuchten Standort und kommen vor allem im voralpinen Hügelland vor. Die Sauergraswiesen bieten seltenen und bedrohten Arten wie der Sumpfgladiole, dem Schlauch-Enzian, Kreuzottern und Sumpfschrecken einen Lebensraum. Von den einst rund 1,5 Millionen Hektar Streuwiesenbeständen um 1950 sind in Deutschland heute noch circa 400.000 Hektar übrig geblieben. Vor allem in Baden-Württemberg sind diese artenreichen Grünflächen elementarer Bestandteil der Kulturlandschaft. Einst dienten die Streuwiesen der Gewinnung von Einstreu für Viehställe. Da die Tiere in der Massentierhaltung aber heute meist auf Spaltenböden stehen, wird immer weniger trockenes Stroh benötigt. Und als Futter ist das Gras nicht zu gebrauchen. Deshalb lohnt sich die Mahd, also das Mähen von Streuwiesen, kaum mehr.

Eine Schwalbenwurz-Enzian im Sonnenlicht. Foto © Achim Rücker

Nährstoffreiche Böden – ganz ohne Düngung

Streuwiesen haben den Vorteil, dass sie nicht gedüngt werden müssen. Denn hier wächst viel Pfeifengras, das seine Nährstoffe im Hochsommer zurück an die Wurzeln abgibt. Dadurch sind sie im nächsten Frühling wieder für das Wachstum der Pflanzen verfügbar. Gülle und andere Dünger werden nicht mehr gebraucht. So sind die Streuwiesen für viele Pflanzen und Tiere zu einem letzten Zufluchtsort geworden.

Förster, Landwirte, Wissenschaftler, Landschaftspfleger und Tourismusverbände erkennen inzwischen die Bedeutung von Streuwiesen für den Biotop- und Artenschutz – sie verhindern Erosion, filtern Luft und dienen als Windfang. Deshalb bemühen sie sich, die Bestände zu schützen. Lokale Naturschutzverbände versuchen, die Mahd, die immer im Herbst stattfindet, auch heute noch durchzuführen. Das geht nur durch finanzielle Unterstützung und Freiwillige wie Achim Rücker, der in der Bad Tölzer Gruppe des Bund Naturschutz in Bayern aktiv ist.

Zu seinen naturverbundenen Weggefährten gehörte auch Hartmut Spaeter, der im Dezember 2007 gestorben ist. In seinem Testament hat er verfügt, dass die Hartmut-Spaeter-Treuhandstiftung unter dem Dach der Umweltstiftung Greenpeace errichtet wird. Aus den Erträgen dieser Stiftung hat die Bad Tölzer Gruppe im Jahr 2009 5000 Euro für die Mahd einer sieben Hektar großen Streuwiese im Elbachmoor erhalten. Das Projekt wurde auch in den Jahren 2010-2012 weiter unterstützt.