Atommüllreport: Wissenspool zum strahlenden Erbe

Nadeshda ist russisch und heißt Hoffnung. Dass Hoffnung und Zuversicht in die Regionen rund um Tschernobyl zurückkehren, dafür steht das Zentrum mit dem Namen Nadeshda in Weißrussland. Es bietet Kindern, die aufgrund von radioaktiver Strahlung erkrankt oder geschwächt sind, Rehabilitation und Erholung. Aber nicht nur das: Nadeshda ist auch ein Leuchtturm-Projekt für die Energiewende und für eine nachhaltige Lebensweise.

Eine Gruppe Kinder winkt in die Kamera.
Foto © Kinderzentrum Nadeshda

Leben nach der Atomkatastrophe

Keine Region hat unter der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl 1986 so sehr gelitten wie Weißrussland. Böden, Wälder und Gewässer sind zum Teil kontaminiert. Die Menschen leiden unter Strahlenkrankheiten wie Krebs und Tumoren, auch viele Kinder und Jugendliche sind schwer erkrankt. In Nadeshda, 1994 eröffnet, können sich die „Tschernobyl-Kinder“ regenerieren. Das Zentrum liegt nahe Minsk, einer Gegend, die nicht belastet ist. Über 4.000 junge Menschen kommen jedes Jahr 24 Tage lang in den Genuss von medizinischen, psychologischen und pädagogischen Maßnahmen, die ihre Gesundheit stärken. Seit der Gründung haben über 90.000 Kinder von diesem Angebot Gebrauch gemacht, viele von ihnen machen jedes Jahr eine Kur. Die Kinder besuchen während ihres Aufenthalts die Schule und werden von Fachkräften mit Kursen zur Persönlichkeitsentwicklung und Kreativitätsentfaltung gefördert. Alexander Antonowitsch, der mit sieben Jahren Krebs bekam, ist ein Beispiel. Er konnte hier viele Jahre Kraft schöpfen und ist begeistert: „Ich bin wie eine Rakete in den Kosmos geflogen. Ich begann, an allem aktiv teilzunehmen. Theater – wunderbar, Sport – einfach ausprobieren, gesellschaftliches Engagement – warum es nicht riskieren.“

Doch das Zentrum leistet nicht nur praktische Hilfe für junge Menschen, es trägt auch eine Vision in die Welt: dass eine Energieversorgung ohne Atomkraft möglich ist, auch und gerade in Weißrussland.

Nadeshda als Energiepionier

Denn trotz der bitteren Erfahrungen der Bevölkerung setzt die Regierung auf Atomkraft und baut 80 Kilometer vom Kinderzentrum entfernt das erste Atomkraftwerk des Landes. Nadeshda setzt dagegen ein Zeichen für die Energiewende. Das fängt schon bei den Kindern an: Sie erfahren, wie sie Strom und Heizenergie sparen. So konnte der Energieverbrauch in den letzten Jahren deutlich gesenkt werden. Das Zentrum nutzt saubere Energien. Schon jetzt decken Holz- und Sonnenenergie zu 100 Prozent den Bedarf an benötigter Wärmeenergie.

Mit Solarstrom in die Zukunft

Um auch die Stromerzeugung komplett aus Erneuerbaren Energien zu decken, ist in 2017 der Bau einer großen Photovoltaik-Anlage mit einer Leistung von 600 Kilowatt geplant – ein Projekt mit enormer symbolischer Bedeutung. Die Umweltstiftung Greenpeace fördert über den Verein „Leben nach Tschernobyl e.V.“ die Solaranlage. Sie wird insgesamt 790.000 Euro kosten. Mehr als die Hälfe der Gelder hat der Verein bereits gesammelt, die Umweltstiftung steuert 15.000 Euro bei. Weitere Partner wie Greenpeace Energy sind ebenfalls im Boot.

Die Gelder für den Bau der Photovoltaik-Anlage sind gut angelegt. Die Anlage setzt nicht nur ein Zeichen für eine alternative Energieversorgung. Sie soll auch die Zukunft von Nadeshda sichern helfen. Denn der erzeugte Strom kann in das Netz von Weißrussland eingespeist werden. Pro Kilowatt installierte Leistung erhält das Zentrum so eine Vergütung von jährlich knapp 300 Euro. Wenn die Anlage fertig ist, sind Einnahmen von 180.000 Euro pro Jahr möglich – Erlöse, die in die Kindererholung fließen werden. So bleibt Nadeshda auch in Zukunft ein Lichtblick für Weißrussland.

Träger und Fachbeirat des Projekts

Träger des Projekts Atommüllreport sind die AG Schacht Konrad, die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg, IPPNW und Gesellschaft für Strahlenschutz, der BUND und BUND Landesverband NRW, Robin Wood, .ausgestrahlt und Strahlentelex. Im Fachbeirat sitzen unter anderen ExpertInnen der Physik, Chemie, Mathematik, Sozialwissenschaft, Ökonomie, Geologie und Epidemiologie. Das Portal leistet einen wichtigen Beitrag zum gesellschaftlichen Diskurs und fördert eine kritische Wissenschaftsdiskussion zum Thema Atommüll.