Haus-Solarsysteme: für nicaraguanische Dorfbewohner
Lange hat Familie Ramirez auf diesen Moment gewartet. Jetzt ist es endlich soweit: Eine schlichte Lampe mit einer Energiesparleuchte erhellt die ärmliche Hütte der siebenköpfigen Familie aus Las Molinas, einer Landgemeinde in der Nähe von San Marcos in Nicaragua. Auf einem Baumstumpf, der das Wellblechdach kaum überragt, ist ein Solarpaneel montiert. Es liefert die Energie für insgesamt drei Lampen, einen kleinen Schwarz-Weiß-Fernseher und ein Radio. Für die Ramirez ist es eine wunderbare Premiere: Erstmals verfügen sie über elektrischen Strom.
2002 hat das Eine-Welt-Haus in Jena das Solarprojekt mit der Partnerstadt San Marcos ins Leben gerufen. Insgesamt 60 Haus-Solarsysteme konnten mit Unterstützung des nicaraguanischen Partnervereins APRODIM bei Landarbeiterfamilien bislang installiert werden. Ein Dorf ist inzwischen komplett „solarisiert“. Fünf Jahre lang zahlen die Landarbeiter im Monat etwa 3,5 US-Dollar in einen Fonds, der den Grundstock für die Anschaffung neuer Anlagen bildet und über den kleinere Reparaturen bezahlt werden können. Danach gehören die Haus-Solarsysteme den Familie.
Regenerative Energien für eine bessere Zukunft
Der Fortschritt durch die einfachen, aber effektiven Anlagen ist sofort spürbar: Zum einen können die Menschen auf die teuren und gesundheitsschädlichen Petroleumlampen verzichten. Kein Rauch und Ruß belastet mehr ihre Lungen. Und die Kinder, die am Tag auf dem Feld helfen müssen, verderben sich nicht mehr die Augen, wenn sie am Abend ihre Aufgaben für die Schule machen müssen. Zum anderen sind die Dorfbewohner durch das Radio und den Fernseher nicht länger von Informationen der Außenwelt abgeschnitten.
Fortschritt, der sich herumspricht
Gleichzeitig wird das Umweltbewusstsein geschärft. Die Menschen, die durch Entwaldung mit Bodenerosionen und durch die Klimaveränderungen mit Ernteeinbußen zu kämpfen haben, erleben die Vorteile der Erneuerbaren Energien und des sparsamen Ressourcenverbrauchs. Unterstützt wird die Sensibilisierung der Menschen durch eine regelmäßige Sendung im Bürgerradio, das ebenfalls vom Eine-Welt-Haus Jena initiiert wurde: Jede Woche berichten Schülerinnen und Schüler aus San Marcos dort eine Stunde lang über Umweltthemen, unter anderem auch über das Solarprojekt, das die Landarbeiter mit Strom versorgt.
Die Vorteile der einfachen, aber effektiven Haus-Solarsysteme haben sich schnell herumgesprochen, die Nachfrage ist groß. Sie bieten den Menschen konkrete Erleichterungen in ihrem harten Alltag und zeigen den Weg in eine regenerative Zukunft. Die Umweltstiftung Greenpeace beteiligt sich an der Finanzierung von 30 weiteren Haus-Solarsystemen und der Ausbildung von acht jungen Leuten zu Solartechnikern. Außerdem wird die Ausstrahlung der wöchentlichen Radiosendungen gefördert.