Schutz für Frankens letzte Kirchendohlen
Eine der fleißigsten Kirchgängerinnen Deutschlands – die Dohle – braucht Hilfe: In Bayern ist ihre Bestandsdichte in den letzten Jahrzehnten auf 10.000 bis 15.000 Exemplare gesunken. Noch bis in die 1950er Jahre war sie ein ständiger Hausgast in Bayerns Kirchen, zahlreiche kleinere und größere Dohlen-Kolonien bevölkerten die Glockenstühle bayerischer Kirchtürme. Gebäudehygienische Maßnahmen, die die alten Gemäuer vor den Verschmutzungen durch Tauben und Dohlen („des Pastors schwarze Tauben“) schützen sollten, ließen die Dohlenbestände im urbanen Raum aber während der letzten Jahrzehnte einbrechen.
Eine der letzten relevanten Dohlen-Mutterkolonien im Frankenland beherbergt die katholische Pfarrkirche „Mariä Himmelfahrt“ in Lichtenfels. Das Artenschutzprojekt „Eine Chance für Frankens letzte Kirchendohlen“ unterstützt den Erhalt dieser Kolonie mit Spezialhabitaten, die dem Denkmalschutz ebenso gerecht werden. Für ihre vorbildlichen Maßnahmen zum Schutz und Erhalt der Dohlenbrutkolonie erhielt die Pfarrkirche Lichtenfels im Mai 2014 eine Auszeichnung vom Landesbund für Vogelschutz in Bayern e. V. (LBV).
Wiederbelebung der alten Heimat
Über Jahrhunderte hinweg flogen Generationen von Dohlen die Stadtkirche im fränkischen Lichtenfels an: Im rund 600 Jahre alten Kirchturm war eine der bedeutendsten Dohlen-Mutterkolonien im fränkischen Raum entstanden. Seit einigen Jahrzehnten jedoch verhindern Drahtverschlüsse an den Schalllamellen der Kirche das Einfliegen der Tiere in den Glockenstuhl. Mit den Maßnahmen sollte das historische Bauwerk vor den Verschmutzungen durch Nistmaterial und Exkremente geschützt werden. Die vormals große Dohlen-Kolonie, die von ihrem Hauptstammsitz in Lichtenfels auch angrenzende kleinere Kolonien in der Region mitversorgte, zählte schließlich nur noch 15 Dohlen, die verzweifelt versuchten, hier ihre Art aufrechtzuerhalten. Seit 2011 bemüht sich die Initiative ‚Artenschutz in Franken‘ zusammen mit dem katholischen Stadtpfarramt Lichtenfels um eine Lösung, die sowohl der Gebäudepflege wie dem Artenbestand Genüge tut. In einer ersten Projektphase wurden unsichtbar hinter den Schalllamellen fünf Nisthilfen angebracht – mit Erfolg! Seit 2013 sind alle neuen Dohlen-Wohnräume erschlossen und die erste Nachkommenschaft sogar schon ausgebrütet!
Ein Ausbau der Spezialhabitate stärkt die Dohlenbrutkolonie
In einer zweiten Phase kümmert sich das Dohlen-Schutzprojekt jetzt um die Stärkung und Absicherung der Kolonie. Geplant sind weitere Nisthilfen für 25 Dohlenpaare. Die nahezu wartungsfreien Spezialhabitate sollen, von außen nicht einsehbar, hoch oben im Turm eingebracht werden. Dabei sollen außerdem die alten Verdrahtungen an den Schalllamellen gegen einen Spezialdraht ausgetauscht werden, der bedrohten Fledermausarten Einlass in die Kirche gewährt, gleichzeitig aber das Eindringen von Tauben verhindert. Ein siebenjähriges ehrenamtliches Monitoring wird das Projekt begleiten und dokumentieren.
Die Umweltstiftung Greenpeace unterstützt „Eine Chance für Frankens Kirchendohlen“ mit 4.000 Euro für die Herstellung und Montage der Dohlen- Spezialnisthilfen.