Schutz für die Mönchsgeier auf Mallorca

Im Norden Mallorcas erstreckt sich auf rund 90 x 15 Kilometern die Serra de Tramuntana, seit 2011 ein UNESCO-Weltkulturerbe. Zu den Naturschätzen der Gebirgslandschaft gehört die weltweit einzige Inselpopulation des Mönchsgeiers (Aegypius monachus). Die Geierart erreicht bis zu 1,15 Meter Körperlänge bei einer Flügelspannweite von bis zu 2,95 Metern. Im kreisenden Gleitflug halten die Tiere Ausschau nach Aas. Geier erfüllen eine wichtige Rolle im Ökosystem: Indem sie Tierkadaver beseitigen, dämmen sie die Vermehrung von Insekten und die Ausbreitung von Krankheiten ein.

Foto © Toni Málaga / BVCF, FVSM

Bergsportler gefährden Geiernester

Auf der Insel wurden zuletzt 180 Mönchsgeier gezählt, darunter 34 Brutpaare: ein stabiler Bestand. Jedoch gefährdet die rasante Zunahme des Bergtourismus in der Serra ihren Bruterfolg. Auch mittels GPS-Technik dringen Wanderer, Kletterer und Mountainbiker in entlegene Gebiete vor – und kommen so den Nestern bedrohlich nah: Mönchsgeier reagieren empfindlich auf Störungen. Einmal aufgeschreckt, lassen die Elterntiere ihr Nest längere Zeit allein, was das Aus für Eier und Küken bedeuten kann. Zwei Stiftungen in Campanet auf Mallorca engagieren sich für den Schutz der majestätischen Vögel: die Mönchsgeierstiftung „Black Vulture Conservation Foundation“ (BVCF) und ihr spanisches Pendant, die Naturschutzstiftung „Fundación Vida Silvestre Mediterranea“ (FVSM). Zur Lösung des aktuellen Problems erarbeiteten die BVCF und FVSM für das Jahr 2016 einen Aktionsplan. Die Umweltstiftung Greenpeace hat ihre Schutzmaßnahmen mit 4.920 Euro unterstützt.

Beschilderung, Kontrollen und persönliche Aufklärung

Die Brutgebiete der Mönchsgeier im Naturpark Serra de Tramuntana bestimmte die balearische Regierung zu „exclusion zones“ – hier gilt: Betreten verboten. Doch bisher fehlte eine entsprechende Kennzeichnung. Daher haben die Stiftungen jetzt an Schlüsselstellen Informationstafeln errichtet sowie neun solarbetriebene Kontrollkameras installiert. Die Video-Aufzeichnung hilft ihnen festzustellen, wie stark die Gebiete von Bergsportlern frequentiert werden.

Zusätzlich waren Freiwilligenteams von Januar bis Juni 2016 an Wochenenden und Feiertagen nahe der Sperrzonen unterwegs und hielten über 400 Einheimische und Touristen davon ab, sich den Nistgebieten zu nähern. Die Freiwilligen verteilten Info-Flyer und schlugen alternative Routen vor. Zu den „exclusion zones“ befragt, äußerten sich fast alle Bergsportler verständnisvoll. Wird ihnen nämlich bewusst, dass sie zum Schutz einer faszinierenden Vogelart beitragen können, nehmen sie in der Regel gern Rücksicht.

Nicht die erste Krise

Mitte der 1980er drohten die Mönchsgeier auf Mallorca auszusterben. Nur 19 Exemplare und ein einziges Brutpaar waren verblieben. Eine Ursache waren illegal ausgelegte Giftköder gegen unerwünschte Räuber wie Marder und Füchse, die auch den Aasfressern zum Verhängnis wurden. Die BVCF siedelte daraufhin mit Hilfe der Frankfurter Zoologischen Gesellschaft, des balearischen Umweltministeriums und anderer Akteure Geier aus Zoos und spanischen Auffangstationen auf Mallorca an.

Auch dank intensiver Monitoring- und Umweltbildungsaktivitäten beider Stiftungen geht es der Population heute wieder relativ gut. Die Geierschützer sind zuversichtlich, nun auch den Trekkingtourismus im Sinne der „fliegenden Mönche von Mallorca“ in den Griff zu bekommen. Auf geführten Exkursionen bieten sie Interessierten die Möglichkeit, den imposanten Vögeln näher zu kommen, ohne sie zu stören.