Saatgut-Vielfalt bewahren: Mobile Tauschbörse tourt durch Berlin!
Auf einer ehemaligen Brachfläche mitten in Berlin-Kreuzberg wachsen in Kisten und Säcken über 500 verschiedene Gemüsepflanzen und Kräuter. Der 2009 gegründete „Prinzessinnengarten“ der gemeinnützigen GmbH Nomadisch Grün lädt Großstadtmenschen zum gemeinsamen Gärtnern ein und betreibt praxisorientierte Umweltbildung zu nachhaltiger Landwirtschaft.
Ein neues Projekt, das die Umweltstiftung Greenpeace in 2017 mit 5.150 Euro gefördert hat, dient der Bewahrung von Saatgut-Vielfalt. Die Idee: Eine mobile Tauschbörse soll das kostbare Gut verbreiten und vermehren. Hierzu hat Nomadisch Grün ein Lastenfahrrad bauen lassen, das ab Frühjahr 2018 mit Saaten von etwa 50 Nutzpflanzen an Bord von Garten zu Garten touren wird. Mit dabei sind zum Beispiel die alte Bohnensorte „Berliner Markthallen“, die Möhre „Küttinger Rüebli, der Bronzefenchel und die Horngurke.
Nur samenfestes Saatgut
Hanna Burckhardt, die das Projekt betreut, erläutert einen entscheidenden Aspekt: „Es handelt sich ausnahmslos um samenfestes Saatgut, das wir teilweise selbst erzeugt haben und teilweise von der Genbank des Leibniz-Instituts IKP Gatersleben beziehen. Denn: Im Gegensatz zu Hybridsorten, die auf dem Markt vorherrschen, lassen sich aus den Pflanzen erneut keimfähige Samen ziehen. Nur so ist der Gärtner oder Bauer unabhängig von den großen Saatgut-Konzernen.“
Die Saat soll zum Beispiel an Kleingartenkolonien, an Schul- und Universitätsgärten sowie andere Gemeinschaftsgärten verteilt werden mit der Bitte, diese zu vermehren. Wer hat, bringt im Tausch eigene Pflanzensamen in die Börse ein.
Zur Dokumentation wird der wachsende Bestand in einer Online-Datenbank erfasst – inklusive Informationen zur Herkunft, Züchtungsgeschichte und praktischen Handhabung der Samen. Alle Mitmachenden sind eingeladen, ihre Anbauerfahrungen mit den einzelnen Sorten in die Datenbank einzupflegen.
Vielfalt bewahren für Ernährungssicherheit
Wie wichtig ein großer Saatgut-Genpool für eine zukunftssichere Welternährung ist, will Nomadisch Grün in begleitenden Bildungsprojekten vermitteln. Die jährlich etwa 50.000 Besucherinnen und Besucher des „Prinzessinnengartens“, ebenso kooperierende Schulen, Kitas und Organisationen – sie alle sollen für die umweltpolitische Tragweite des Themas sensibilisiert werden.