Pestizide auf dem Prüfstand: Am Beispiel ‚Glyphosat‘
Der Einsatz von Pestiziden in der konventionellen Landwirtschaft stellt eine fortdauernde Belastung für die Umwelt dar. Chemische Pflanzenschutzmittel gefährden die Biodiversität und können bei Menschen und Tieren gesundheitliche Schäden auslösen. Eines der weltweit am häufigsten ausgebrachten Pflanzenschutzmittel ist das Herbizid Glyphosat. Der Wirkstoff wurde 1970 vom US-Agrarkonzern Monsanto entwickelt und unter dem Namen „Roundup“ vermarktet. 2015 waren allein in Deutschland 95 Glyphosat-Pestizide zugelassen, davon ein Großteil für den Laienbedarf im Haus- und Kleingartenbau. Baumärkte und Gartencenter bieten sie ganz selbstverständlich an. Glyphosat ist ein „Rundum-Mittel“, das nicht nur auf jedem dritten deutschen Acker zum Einsatz kommt, sondern überall dort, wo lästiges Unkraut vernichtet werden soll.
Unterstützung für das Pestizid Aktions-Netzwerk
Galt Glyphosat gegenüber anderen Pestiziden lange als vergleichsweise harmloser Wirkstoff, werden inzwischen in immer mehr wissenschaftlichen Studien starke Bedenken gegen das Herbizid geäußert. So wird Glyphosat mit einer Vielzahl von konkreten Gefahren für die Gesundheit von Menschen und Tieren und für die Umwelt in Verbindung gebracht. Gleichzeitig schaffen Pestizide wie Glyphosat keine dauerhaften Lösungen für die Kontrolle von Unkraut, sondern nur neue Probleme, beispielsweise durch Resistenzbildungen.
2014 hat die Umweltstiftung Greenpeace deshalb das Pestizid Aktions-Netzwerk (PAN Germany) dabei unterstützt, zwei wissenschaftliche Workshops zu den Gefährdungen durch Glyphosat und andere Pestizide zu organisieren und ein Positionspapier zu publizieren. An den Workshops teilgenommen haben neben Wissenschaftlern auch Vertreterinnen und Vertreter einflussreicher Natur- und Umweltschutzorganisationen wie Greenpeace, BUND und dem NABU. Sie fordern gemeinsam ein verändertes System der Pestizid-Zulassung und der Unkrautkontrolle in Europa.
Teilerfolge: Glyphosat darf zunächst nur noch bis 2017 auf die Äcker
Dazu ist es bislang noch nicht gekommen. Aber über die Gefahren durch Glyphosat und Co. ist 2015 und 2016 im Vorfeld der EU-Wiederzulassung von Glyphosat breit diskutiert worden. Denn auch die Weltgesundheitsorganisation WHO klassifizierte das Herbizid 2015 als „wahrscheinlich krebserregend“. Es folgte eine scharfe Debatte darüber, ob und wie schädlich Glyphosat tatsächlich ist. Im Ergebnis wurde das Agrargift statt ursprünglich für 15 weitere Jahre zunächst nur bis Ende 2017 zugelassen. Bis dahin soll die EU-Chemikalienagentur Echa neue Erkenntnisse über die Gefährlichkeit von Glyphosat liefern. Danach wird erneut entschieden.
Für kritische Pestizide hat der Gesetzgeber das ‚Substitutionsprinzip‘ entwickelt – demnach sollen kritische Pestizide vermieden oder gegen bessere Alternativen ausgetauscht werden. Nach Einschätzung des Pestizid Aktions-Netzwerks tut sich genau hier die entscheidende Lücke auf: Wenn Glyphosat schon zu den „harmloseren“ Pflanzenschutzmitteln zählt und seine Zulassung trotzdem für die Anwendung durch Laien im Haus- und Gartenbereich verliert, welche konventionellen Alternativen stehen dann noch zur Verfügung? Und: Darf Glyohosat dann überhaupt in Ländern zum Einsatz kommen, wo Pestizide häufig von Arbeitern ausgebracht werden, die nicht lesen können? Die Diskussion um Glyphosat bringt das Konzept der chemischen Unkrautbekämpfung in Bedrängnis. Die Alternative muss heißen: Zurück zu einer naturnahen Landwirtschaft ohne Gift.
So wurde Zeit gewonnen, doch das grundsätzliche Problem noch nicht gelöst. Denn für kritische Pestizide gilt das sogenannte Substitutionsprinzip. Demnach sollen kritische Pestizide vermieden oder gegen bessere Alternativen ausgetauscht werden. Dies wird allerdings immer schwieriger. Wie soll das massenhaft versprühte Glyphosat, das schon zu den „harmloseren“ Pflanzenschutzmitteln zählt, bei einem Verbot ersetzt werden? Welche konventionellen Alternativen stehen überhaupt noch zur Verfügung? Und: Darf Glyophosat überhaupt in Ländern zum Einsatz kommen, wo Pestizide häufig von Arbeitern ausgebracht werden, die nicht lesen können? Die Diskussion um Glyphosat bringt das Konzept der chemischen Unkrautbekämpfung in Bedrängnis. Die Alternative kann nur heißen: Zurück zu einer naturnahen Landwirtschaft ohne Gift.