„Naturlernraum“ – Permakultur zum Anfassen
Findet heraus, wie viel Leben im Boden ist! So lautet eine typische Forschungsaufgabe, mit der Kinder im niedersächsischen Permakulturpark Steyerberg beauftragt werden. Sie wühlen dann vergnügt in der Erde und identifizieren Würmer, Asseln, Tausendfüßer und andere kleine Bodenbewohner per Becherlupe und Bestimmungszettel. Spielerisch und mit allen Sinnen entdecken sie Naturschätze und erkennen ökologische Zusammenhänge – ob beim Bau eines Insektenhotels, beim Pflanzen eines Baumes oder beim Freiluftkochen mit selbst angebautem Gemüse.
Das Projekt „Naturlernraum – Permakultur zum Anfassen“ der Pals gGmbH (Permakulturpark am Lebensgarten Steyerberg) richtet sich an Kinder, Jugendliche und Familien aus der Region und steckt noch in der Aufbauphase. 2017 fanden mit Hilfe der Umweltstiftung Greenpeace mehrere Schüler-Projekttage, „Ferienpass“-Angebote sowie ein einwöchiges Sommercamp statt. Die Umweltstiftung hat sich mit 7.000 Euro unter anderem an den Hononarkosten für die Lernbegleiter und am Bau zweier besonderer Unterrichtsräume beteiligt: Der igluartige „Naturdom“ etwa besteht aus einem Holzgerüst und einem begrünten Kuppeldach. Eine weitere Unterstützung in 2018 und 2019 ist geplant. Für künftige Kooperationen haben die Projektverantwortlichen bereits Kontakte mit Schulen und weiteren Kinder- und Jugendeinrichtungen geknüpft.
Von der Agrarwüste zum Paradiesgarten
Der acht Hektar große Permakulturpark wurde von Bewohnern des benachbarten Ökodorfs Lebensgarten Steyerberg unter der Leitung des Permakulturdesigners Prof. Declan Kennedy entwickelt. 2003 kauften sie eine sandige, ausgelaugte und pestizidbelastete Ackerfläche und machten sich an die Verwandlung. Fünf Jahre dauerte es, bis mit Hilfe von Gründündung und dem Ausbringen von Terra Preta langsam wieder Leben in den Boden zurückkehrte. Schließlich zauberte das Team aus der Agrarwüste ein fruchtbares Mosaik aus Gemüse- und Kräuterbeeten, heimischen Obstbäumen und Beerensträuchern, Blumenwiesen, Teichen und einem Bachlauf. Entstanden ist ein artenreicher Paradiesgarten für Menschen, Tiere und Pflanzen. Auch ein Waldstück – früher Kiefernplantage, jetzt wertvoller Mischwald – gehört dazu.
Landwirtschaft ganz eng an der Natur
Was bedeutet eigentlich Permakultur? Kurz gesagt, handelt es sich um eine Lebensweise, die behutsam die Potenziale der Natur nutzt und natürlichen ökologischen Kreisläufen folgt. Zum Beispiel werden Pflanzen im Beet so kombiniert, dass sie sich gegenseitig nützen oder schützen. So entstehen artenreiche Systeme, die sehr produktiv und widerstandsfähig sind. Der Mensch greift so wenig wie möglich ein. Pestizide, Kunstdünger und der Einsatz von Maschinen sind bei der Permakultur tabu, und Abfall fällt grundsätzlich nicht an. Alles wird verwertet.
In Steyerberg lernen schon die Jüngsten, dass alles seinen Platz hat in der Natur – und wie gut das Leben im Einklang damit funktioniert.