Innovative Nistplätze für Mehlschwalben
Einst galt sie den Menschen als Glücksbringer: die kleine schwarz-weiß-braune Mehlschwalbe. Ihre Lehmnester baut sie gern unter dem Dach an Häuserwände. Doch immer weniger Hausbesitzer wollen die Vögel bei sich haben, denn ihr Kot verschmutzt und beschädigt die Fassade. Mit Folien und Netzen wird die Mehlschwalbe vertrieben. Haben Brutpaare dennoch ein Plätzchen ergattert, finden sie oft nicht mehr genügend Lehm für den Nestbau, denn offene Feuchtstellen sind in Siedlungsgebieten selten geworden. Die Folge: Die Nester sind instabil oder fallen sogar von der Wand ab – für die Jungvögel der sichere Tod. So hat der Brutbestand der Mehlschwalben in Deutschland in den vergangenen 20 Jahren um bis zu 50 Prozent abgenommen.
Ein spezielles Winkelblech löst das Problem
Die Gemeinde Ittlingen in der Nähe von Heidelberg will diese Bedrohung ihrer heimischen Artenvielfalt aufhalten. Sie hat zwölf künstliche Nester für Mehlschwalben am Rathaus angebracht. Schnell waren diese „Neubauten“ mit Schwalbenfamilien belegt. In den freien Zwischenräumen bauten die Vögel weitere Nester – so groß war ihre Not!
Doch auch in Ittlingen gab es Probleme mit Kot an der Fassade. Mit Hilfe der Umweltstiftung Greenpeace und des Verbands „Artenschutz in Franken“ fand sich eine Lösung: Unter die Nester wurde ein spezielles Winkelblech montiert, das wie eine Markise den Kot von der Wand fernhält. „Dabei mussten wir die Gefahr durch natürliche Fressfeinde bedenken“, sagt Thomas Köhler, Vorsitzender des Verbands. Auf einem waagerechten Brett kämen Falken oder Marder leicht an die Jungvögel heran. In Ittlingen verläuft das Blech deshalb schräg, so dass Fressfeinde keinen Halt finden. 40 neue Nester mit Winkelblech konnten am Rathaus angebracht werden. „Bereits im ersten Jahr hat sich die Zahl der Brutpaare verdoppelt“, freut sich Köhler.
Weitere Kooperationen sind geplant
Eine Infotafel informiert Besucher über die Not der Mehlschwalben und den innovativen Schutz für Vogeljunge und Gebäudewände. Im kommenden Jahr sind Projekte mit der örtlichen Grundschule und dem Kindergarten geplant „Die Kinder sollen die Zusammenhänge erkennen und auch zukünftig im Frühjahr gespannt auf die Rückkehr der Mehlschwalben warten“, hofft Thomas Köhler.