Wissensschatz der Ranger:innen Europas für dringenden Artenschutz heben

Eine Katastrophe jagt derzeit die nächste. Ob Dürre, Pandemie, Flutkatastrophe, letztlich auch Krieg und Flucht: Sie alle haben viel damit zu tun, dass wir zur Nutzung von Ressourcen immer weiter in natürliche Lebensräume vordringen. Eine Berufsgruppe ist täglich draußen im Einsatz, um die Natur vor Übernutzung zu schützen: die Rangerinnen und Ranger. Allein in Europa schützen sie so unterschiedliche Naturschätze wie die Vulkanregionen Islands, das deutsche Wattenmeer und die ausgedehnten Wälder der Karpaten. Gemeinsam verfügen sie durch diese Vielfalt über einen riesigen Wissensschatz zum praktischen Naturschutz. Die Umweltstiftung Greenpeace hilft, ihn über ein europaweites Trainingsprogramm der Europäischen Ranger Föderation (ERF) zu heben.

Arbeitsalltag einer europäischen Rangerin. Foto © ERF

Wissensvielfalt zum Schutz der Artenvielfalt erschließen

Die Umweltstiftung hat bereits die Gründung der ERF 2017 unterstützt. Nun fördert sie ein Trainingsprogramm, um möglichst vielen Ranger:innen den Zugang zum Wissen, zu den Praktiken und Erfahrungen der europäischen Rangergemeinschaft zu ermöglichen. Ziel ist es, so die Arbeit für den Erhalt der Biodiversität noch besser und effektiver zu machen. Darüber hinaus geht es um die Stärkung des Gemeinschaftsgefühls. Das Wissen, dass sich die Schutzgebietsbetreuer:innen  in anderen Ländern derselben Sache verschrieben haben, ist umso wichtiger in Zeiten, in denen viele Schutzgebiete in der Pandemie rasante Besucheranstiege und immer spürbarere Folgen des Klimawandels  beobachten, andererseits aber häufig politischer Unterstützung vermissen.

Ein Ranger der israelischen Rangervereinigung, ebenfalls Mitglied der ERF, hat es beim jüngsten Training im Nationalpark Bayerischer Wald so ausgedrückt: “Hier zu sein in einem ganz anderen Land und zu sehen, dass Ranger:innen hier genauso für ihre ’geschützten Arten kämpfen wie ich für ,meine’ Gazelle, dieselben Probleme und Ziele haben – das ist das Beste, was mir seit langem passiert ist."

Europäische Ranger:innen lernen auf Augenhöhe voneinander

Das Training hat die Twinning-Partnerschaft zwischen Israeli und Deutschen nach langer Pandemie-Pause wiederbelebt. Beim Twinning lernen die Partner meist sehr unterschiedlicher Länder auf Augenhöhe voneinander. In diesem Fall ist es die Wildereibekämpfung, bei dem die Israeli große Expertise haben, während es bei den Themen Umweltbildung und Besuchermanagement in Deutschland wertvolles Wissen gibt. Der fünfte Europäische Rangerkongress in Albanien hat viele weitere Beispiele des Austauschs und Voneinander-Lernens gezeigt. So feierten die georgischen und die britischen Rangerinnen und Ranger hier ihre neue Partnerschaft, während aus Albanien und der Schweiz von Learnings aus der bestehenden Zusammenarbeit berichtet wurde. Auch Abgesandte aus Ländern, die kaum eigene Mittel haben, konnten mit Mitteln aus dem Budget teilnehmen. Zudem kann die ERF mit der Förderung grundsätzlich Experten ins Boot holen, etwa für die Medienbegleitung des Kongresses oder die zukünftigen Trainings.

Ranger:innen brauchen gemeinsames Image für eine starke Stimme

Ein Thema des Kongresses, an dem die ERF auch in Zukunft weiterarbeiten wird, ist die Imagebildung für Europas Rangerinnen und Ranger. Denn so unterschiedlich die Schutzgebiete sind, so groß ist auch das Spektrum von Ausbildungswegen, Aufgaben und Selbstbildern. Die ERF will das gemeinsame Selbstverständnis der Ranger:innen Europas stärken, um gegenüber Politik und Öffentlichkeit mit starker Stimme und klaren Botschaften auftreten zu können.

Wie die ersten Ergebnisse der Imagearbeit zeigen, sind die Voraussetzungen aktuell nicht die schlechtesten: Der hohe Besucherandrang durch die Pandemie hat zwar in vielen Ländern Extraarbeit bedeutet. Viele Erholungssuchende waren zuvor selten oder nie in den Schutzgebieten unterwegs und nicht immer mit den Naturschutzregeln vertraut. Doch die Rangerinnen und Ranger sind durch die gestiegene Besucherzahl auch stärker ins öffentliche Bewusstsein gerückt. Jetzt geht es darum, diese neue Aufmerksamkeit für eine bessere Unterstützung ihrer Arbeit zum Schutz unserer letzten Naturschätze zu nutzen.